Friday 13 August 2010

Über Mord lachen

Andrés Izarra ist Präsident des internationalen TV-Satellitensenders Telesur und früherer Minister für Information. Telesur ist vor allem eine Propagandamaschine für Chávez. Dort gibt es keinen Platz für eine offene Debatte mit der Regierungskritiker. Gestern hat CNN Spanish ihn und Roberto Briceño León, Direktor der ONG Venezolanischer Beobachter für Gewalt interviewt. Als Briceño León über Mordsstatistiken in Venezuela sprach, began Izarra hysterisch zu lachen und zwar sehr laut.

Dann sagte er, diese Statistiken seien Lug und Trug, sie seien Teil einer pornographiscen Kampagne gegen die Revolution. Er sagte, in Kolumbien gibt es Tausende unbekannte Ermordete und in Mexiko muss die Regierung die Truppen auf der Strasse haben.

Izarras Aussagen über Kolumbien und Mexiko stimmen. Das ändert aber gar nichts über die Lage in Venezuela und das macht es gar nicht besser. Wenn man die Lage eigentlich auf nationaler Ebene vergleicht sieht man wie ernst die Situation in Venezuela is. Izarra wird auf keinen Fall erklären, warum die venezolanische Regierung seit 2002 Statistiken über Mord in Venezuela an die UNODC nicht mehr schickt (die letzten, die sie schickten, zeigten eine Zunahme der Mordratte von 19 * 100,000 Einwohner in 1999 zu 34 in 2001), warum die venezolanische Regierung sich weigert über MORDRATEN im ganzen Land zu sprechen und ständig nur über Ciudad Juarez in Mexiko spricht.

Die Mordrate in Venezuela hat sich seit 1999 verdreifacht. Sie ist doppelt so gross wie in Kolumbien. Die Regierung weigert sich kategorisch klipp und klar zu sagen, wie viele Morde pro Jahr in Venezuela gibt und wie viele im Jahr 1999 gab, als sie an die Macht kam. Sie wird immer wieder über Gott und die Welt sprechen, aber gar nicht über diese Zahlen, die sie gar nicht verstecken kann. Journalisten können aber immer noch bei Lokalbehörden die Listen der Ermordeten in jedem Bundesstaat kriegen, auch wenn das immer schwieriger wird, denn die Nationalregierung setzt die Polizei unter Druck, um solche Daten selbst lokal nicht bekanntzugeben. Journalisten gehen darüber hinaus zu den Leichehäusern, um weitere Statistiken zu kriegen bzw die Zahlen der Polizei zu verifizieren...und die Wahrheit ist schrecklich.

Die Militärregierung Venezuelas spricht immer wieder über eine "Abnahme" der Kriminalität (ganz allgemein) in X%, sehr wohl wissend, dass man Zahlen über Delikte im allgemeinen, nicht über Morde, sehr leicht manipulieren kann. Sie verlgicht auch manchmal Zahlen zwischen Woche X in diesem Jahr und im früheren Jahr. Wenn weniger Menschen in einer einzigen Woche umgebracht werden, berichten sie über diese Woche, nicht über die vorige oder über den Monat oder das Jahr. Statistiken für Idioten. Auch wenn die Regierung die Definition von Mord schon drastisch beschränkt hat, bleiben die meisten Morde Morde.

Und Izarra lacht.


Ps1: Vicente hat mich auf ein Tweet des Izarras aufmerksam gemacht. Hier die Worte des Vorsitzenders von Telesur. Vorsicht!








Rauhe Übersetzung: "Ein escuálido* ist ein Rotz, der sich für Kaugummi hält und dazu will, dass die ganze Welt ihm eine Massage gibt und in Ekstase schreit."

*escuálido oder Schwächling: Bezeichnung der Chávez-Unterstützer für Oppositionelle in Venezuela

Wir haben Screenshots und Kopien der Tweets gemacht...falls Izarra das alles löschen will.

Ps2: Für mehr Infos über Kriminalität in Venezuela einfach auf Label "crime" klicken


3 comments:

  1. Als hysterisch hab ich nichts empfunden. Eher als ein wenig bemühtes Lachen der Macht. Eine Macht, die ihre blumig zusammenkonstruierte Ideologie zur Realität verklärt.
    Leider ist dieses widerwärtige Lachen ein sehr treffendes Symbol für diesen ganzen Wahnsinn.

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  2. Das war eine schlechte Wortauswahl. Ich wusste nicht, wie man sein widerliches Lachen nennen sollte. Bemüht ist ein besseres Wort.

    Der Ton in den Chavez-Medien wird immer agressiver und die Übertreibungen zu allen Sachen immer grösser.

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  3. Uso este idioma de arriba desde muy chico ;-)
    Desde ayer veía varias veces ese video. Me parece una risa algo falsa y artificial, sobre todo muy marcada por la arogancia del poder.
    Lo raro es que supé desde el momento en que lo ví en Miguel Octavio, que escribieras sobre este tema.
    Es como la esencia de esos patudos weones chavistas: fanfarrón, opaco, incapaz para la reflexión, con su discurso mecanizado que sigue sus rieles teniendo los ojos tapados.

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