Sunday 7 December 2014

Venezuela und das nicht so ewige Erdöl: wer hat was getan und warum?


Ein Artikel in der NZZ hat interessante Daten über Venezuelas wirtschaftliche Elend. Der Autor, Tjerk Brühwiller, hat eine gute Beschreibung des Stands der Dinge geliefert. Allerdings hat er bei seiner Analyse der Lage vergessen, ein paar Details zu nennen: dass die Korruption in Zeiten des Chavismus noch grösser ist als die schon legendäre Korruption der vorigen Jahrzehnten und dass die jetzige Wirtschaftspolitik nicht nur ideologische - oder eher pseudoideologische - Motivationen hat, sondern vor allem vom Wunsch geleitet wird, die Interessen dieser sehr starken Mafiosostrukturen zu verteidigen. Vor allem das Zweite hat folgen: die Militärs, die Strukturen um den Wahlrat und die "Justiz" werden diese Regierung nur weiter unterstützen, wenn das Geld zu ihnen weiter fließt.

Wie der Bonze Aristóbulo Istúriz einmal sagte: wenn das bestehende Währungssystem werden würde, würde der Chavismus fallen.

Einfach hier gucken: Corrupción en Venezuela. Oder auch hier: Viajes de Familiares...oder hier.

Brühwiller scheint die Erdölpreisentwicklung vor allem auf Chávez Tun bei den OPEC Verhandlungen zurückzuführen. Und das ist meiner Meinung nach nicht ganz korrekt.


Venezuela fährt jetzt gegen die Wand, wie seit Jahren aber nun bloß schneller.

4 comments:

  1. NZZ liefert afaik seit Jahren die besten Informationen zu Venezuela im deutschsprachigen Raum.
    Die Preise betreffen die laufenden Einnahmen sowieso erst 2 Monate oder noch später. Guter Indikator jetzt ist vermutlich sowas: http://www.boerse-frankfurt.de/en/bonds/venezuela+97+27+US922646AS37
    Die sind vom normalen Kapitalmarkt abgeschnitten. Das sind 21% pro Jahr Kosten an Zinszahlungen.
    China hat imho so etwa die Rolle des IMF in der Argentinienkrise 98-2001. Die geben da vielleicht noch Darlehen und halten das Rad weiter am Laufen.

    In den mafiösen Strukturen hängen einfach zu viele Leute mit drin. Nach Machtverlust drohen gerichtliche Nachspiele. Deshalb werden viele dem vom Sektengründer ernannten Sekten-Vorsitzenden möglichst lange die Treue halten.

    Das Boot einfach so auf dem Kurs zu halten ist absolut unverantwortlich, aber möglicherweise auch typisch für Regierungen in einer wirklich tiefen strukturellen Krise und nicht nur lateinamerikanische.

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  2. Danke für den Link. Ich bin mir dessen bewusst, dass diese stupide Kurshaltung nicht einzigartig ist. Ich weiß aber nicht, welche Regierung im Westen (und wir sind schon irgendwie ein Teil des unterentwickelten Westens) in den letzten zwei Jahrzehnten so destruktiv gegen die Volkswirtschaft des eigenes Landes war. Nicaragua? Keine Ahnung. In Afrika gibt es Zimbabwe, aber das eine ganz andere Geschichte.

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  3. Ich hab sowieso keine Ahnung, was der Westen ist. Als 17jähriger war ich von Lao Tse fasziniert. Es gab ja in Lateinamerika zwischen 1998 und 2002 überdurchschnittlich viele Krisen der makroökonomischen Destabilisierung. Das kannst Du sicher besser beurteilen, aber aus meiner Sicht war der Niedergang in Folge der Überschuldungskrise nach 1982 in Venezuela eher schleichend. Gesellschaften und Politiker in Ecuador, Bolivien, Peru, Chile, Argentinien haben vielleicht unmittelbarere Erfahrungen mit dem zu zahlenden Preis, der mit einem Verlust des Zugangs zu den Internationalen Finanzmärkten verbunden ist.
    Was wenig bekannt ist: Die linken Militärregierungen in den 70ern und dann Alán Garcías erste Amtszeit in den 80ern in Peru waren ökonomisch sehr selbstzerstörerisch.
    Immerhin haben bei hohen Ölpreisen, vieler schlecht-implementierter aber eben realer Sozialprogramme und Dauer-Propaganda 50% deiner Landsleute gegen Maduro gestimmt. Um die geht es und dem Rest muss man vergeben. Zumindest fangen die keine Weltkriege an oder ermorden Millionen von Menschen in Konzentrationslagern.

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    1. Zumindest, uhum...dass man mit so was verglichen werde muss, um positiv rauszukommen, ist schon bescheuert.

      Die Sozialprogramme waren zwar real, aber nicht realer als diejenigen, die man bis etwa 1983-1985 sah. Leider haben über 50% der Menschen in Venezuela das gar nicht kapiert.

      Das Traurige ist, dass die meisten Venezolaner noch nicht kapiert haben, worum es wirklich geht (und viele andere selbst in Industrienationen wissen es nicht): das Reichtum einer Nation hängt vielmehr mit was man "entre oreja y oreja" hat als mit Bodenschätzen, ob man in Norwegen oder Kongo lebt ist egal.

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