Venezuela befindet sich in einer Rezession. Die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik -CEPAL, eine Organisation der VN- schätzt, dass die Wirtschaft dieses Jahr um 0.5% schrumpfen wird. Das ist aber optimistisch. Manche Ökonomen gehen davon aus, dass es viel schlimmer sein wird. Auf jeden Fall steht Venezuela ganz unten, was Entwicklung in Lateinamerika und in der Karibik angeht. Alle anderen Länder werden voraussichtlich weiter wachsen, manche wie Kolumbien, Panama und Ecuador sogar mit über 5%.
Die Zentralbank Venezuelas hätte ihren Gesetzen zufolge schon Anfang Juni ihren Bericht zur Inflation und zum BIP veröffentlichen müssen. Sie tut das aber nicht. Rafael Ramírez, der gegenwärtige Wirtschaftsminister, der gar kein Ökonom ist, sondern ein Maschinenbauingenieur, sagt, er werde über solche Daten nicht sprechen, denn das sei die Aufgabe der Zentralbank. Die Zentralbank ist aber seit Jahren der Exekutiven völlig unterordnet. Die kumulierte Inflation betrug im April 61%, sie wird aber weiter steigen. Ein Kilo Tomaten kostet jetzt 80 Bolívars, was offiziell etwa €9 entspricht. Man muss aber berücksichtigen: ein Lehrer verdient etwa €592 im Monat.
Ramírez hatte vor einigen Wochen erklärt, man würde endlich mal den Benzinpreis erhöhen. Ein Liter Benzin kostet in Venezuela €0.037. Das Land verliert Milliarden Dollar pro Jahr an Subventionen, um Benzin fast kostenlos zu verteilen. Paradoxerweise muss ein venezolanischer Arbeiter im Laufe eines Monats mehr für öffentlichen Verkehr ausgeben als ein Deutscher: alles andere kostet viel mehr.
Und gestern sagte Maduro, es gebe keine Eile, um den Benzinpreis zu erhöhen. Benzin ist in Venezuela ohne Zweifel die heilige Kuh. Fast alle Venezolaner agieren völlig irrational, wenn es sich um Benzin handelt.
Letzte Woche wurde der venezolanische General Hugo Carvajal aus dem Gefängnis in Aruba freigelassen, nachdem er auf Ersuchen der USA einige Tage festgenommen wurde. Es gab ein Haftbefehl gegen ihn in den USA wegen Carvajals Verwicklung in Kokainschmuggel und Unterstützung der FARC. Maduro setzte den Niederlanden aber unter Druck. Carvajal musste die Insel im Nu verlassen, wurde zu Persona non grata in den Niederlanden erklärt und wurde in Venezuela von Maduro und seinen Militärs als Held empfangen. Carvajal war einer der Militärs, der mit Chávez den Putschversuch von 4.2.1992 verübte und er hatte jahrelang den Geheimdienst der Militärs geleitet.
Niemand will Veränderungen hervorbringen. Die Opposition ist nun gespaltet. Die Wirtschaft geht aber unvermindert abwärts. Jeder wird in den kommenden Monaten sehen müssen, wie neue Dynamiken entstehen, die niemand bis jetzt erahnte. Venezuela ist eine Küche mit mehreren heißen und defekten Dampfkochtöpfen, die niemand anrühren will.
Die Zentralbank Venezuelas hätte ihren Gesetzen zufolge schon Anfang Juni ihren Bericht zur Inflation und zum BIP veröffentlichen müssen. Sie tut das aber nicht. Rafael Ramírez, der gegenwärtige Wirtschaftsminister, der gar kein Ökonom ist, sondern ein Maschinenbauingenieur, sagt, er werde über solche Daten nicht sprechen, denn das sei die Aufgabe der Zentralbank. Die Zentralbank ist aber seit Jahren der Exekutiven völlig unterordnet. Die kumulierte Inflation betrug im April 61%, sie wird aber weiter steigen. Ein Kilo Tomaten kostet jetzt 80 Bolívars, was offiziell etwa €9 entspricht. Man muss aber berücksichtigen: ein Lehrer verdient etwa €592 im Monat.
Ramírez hatte vor einigen Wochen erklärt, man würde endlich mal den Benzinpreis erhöhen. Ein Liter Benzin kostet in Venezuela €0.037. Das Land verliert Milliarden Dollar pro Jahr an Subventionen, um Benzin fast kostenlos zu verteilen. Paradoxerweise muss ein venezolanischer Arbeiter im Laufe eines Monats mehr für öffentlichen Verkehr ausgeben als ein Deutscher: alles andere kostet viel mehr.
Und gestern sagte Maduro, es gebe keine Eile, um den Benzinpreis zu erhöhen. Benzin ist in Venezuela ohne Zweifel die heilige Kuh. Fast alle Venezolaner agieren völlig irrational, wenn es sich um Benzin handelt.
Letzte Woche wurde der venezolanische General Hugo Carvajal aus dem Gefängnis in Aruba freigelassen, nachdem er auf Ersuchen der USA einige Tage festgenommen wurde. Es gab ein Haftbefehl gegen ihn in den USA wegen Carvajals Verwicklung in Kokainschmuggel und Unterstützung der FARC. Maduro setzte den Niederlanden aber unter Druck. Carvajal musste die Insel im Nu verlassen, wurde zu Persona non grata in den Niederlanden erklärt und wurde in Venezuela von Maduro und seinen Militärs als Held empfangen. Carvajal war einer der Militärs, der mit Chávez den Putschversuch von 4.2.1992 verübte und er hatte jahrelang den Geheimdienst der Militärs geleitet.
Niemand will Veränderungen hervorbringen. Die Opposition ist nun gespaltet. Die Wirtschaft geht aber unvermindert abwärts. Jeder wird in den kommenden Monaten sehen müssen, wie neue Dynamiken entstehen, die niemand bis jetzt erahnte. Venezuela ist eine Küche mit mehreren heißen und defekten Dampfkochtöpfen, die niemand anrühren will.
Nachdem die Pläne zur - sicher überfälligen - Benzinpreiserhöhung durchgesickert waren, gab es sofort Unruhe. Viel mehr als bei anderen Erhöhungen, viel mehr als wegen der entwürdigenden Schlangen vor jedem Supremarkt wegen allem und jedem.
ReplyDeleteDa es bereits heute aus Sicht des Regimes genügend Brandherde (bzw. Dampfkochtöpfe) gibt, wollte man sich wohl keinen neuen auf dem Herd leisten.
Heilige Kuh Benzinpreis?
Nun ja, wie Sie schreiben: sich anders als per Auto fortzubewegen, können sich immer weniger leisten.
Dabei wäre ein höherer Preis (mind. das 20- bis 60-fache) dringend nötig. Nicht wegen der höheren Binneneinnahmen, sondern wegen der Begrenzung des Schmuggels ins nachbarliche Ausland: ist doch klar, dass ich als grenznaher Venezolaner, mein Auto volltanke und wenige Minuten später in Kolumbien pro Liter das 60-fache wieder einnehme. Diese Prozedur ein paar Mal pro Tag erspart den Job bei einer der Staatsfirmen, die das Gehalt außerdem zunehmend schuldig bleiben.
Zum ganzen Komplex muss man nun auch noch wissen, dass Venezuela Benzin aus den USA (natürlich gegen Dollar) importieren muss, denn man hat vor lauter "Aufbau des Sozialismus" die Raffinerien verkommen lassen ...
Dass Maduro es mit dem Benzinpreis nicht eilig hat, ist also ganz offenbar eine Lüge ...
Und so schlingert das Land jeden Tag ein Stück weiter der Katastrophe entgegen.
Ich glaube, wir sind darüber einig: das Land versinkt weiterhin in Armut.
DeleteDass absolut kein Politiker der Opposition den Mut oder die Intelligenz hat, darüber zu reden, überrascht mich. Ich weiss, dass viele einfach die Regierung in die Ecke drängen wollen, dass sie selbst den Benzinpreis erhöhen würden. Dass aber keiner ein bisschen weiter sehen kann, ist Schade. John F. Kennedy schrieb ein nettes Buch, Profiles in Courage. Es ging um Politiker, die ihre eigenen Karriere für das Gute opferten...nicht unbedingt für immer, aber sie waren dafür bereit. In Venezuela findet man keinen.
Wenn die Opposition jetzt die Macht bekommen könnte - rein hypothetisch - müsste sie den Benzinpreis erhöhen. Da sie die Massen dafür nicht vorbereitet hat, würde das zu gewaltigen Protesten führen.
Wie weiter oben schon beschrieben, wird Maduro die Benzinpreise nicht erhöhen solange das Militär noch ein Sagen hat in der Sache (und das haben sie bekanntlich). Ich arbeite zur Zeit bei CEPAL als Praktikant und finde die -0.5% Wachstum auch ziemlich optimistisch. Man muss aber dazu sagen das es immer schwieriger wird Prognosen zu erstellen da Venezuela in Sachen Datenlieferung immer mehr zum schwarzen Peter verkommt. Man wartet so immer noch auf Konsumentenpreiszahlen des letzten Quartals und Wachstumszahlen fehlen auch noch. Scheinbar sind die Angestellten welche diese Zahlen liefern müssten fleissig am Benzin verkaufen an den Grenzen!
ReplyDeleteMeiner Meinung nach wird der Druck auf Venezuela erst dann merklich steigen wenn die ausstehenden Zahlungen an Brasilien und Argentinien deren Wirtschaftseliten verärgern und diese zu schmerzen beginnen. China unterdessen weiss das es dem Land noch während Jahren das Öl absaugen kann, von der Seite sehe ich vorerst weniger Druck.
Gracias por ese Blog, es interesante tener un resumen de los acontecimientos en este país, juntos con amigos dentro del país me ayudará tener un mejor imagen de la situación en Venezuela.
Sämi,
DeleteDanke für Deine Infos. Könntest Du uns ein bisschen mehr sagen über wie die Organisation diese Einschätzung mehr oder weniger berechnet? Schreibt Ihr einfach an die venezolanische Regierung mit der Bitte, die Daten pünktlich zu bekommen? Sagen sie was dazu? Wenn Du etwas darüber schreiben kannst, kannst Du es hier tun oder mir eine Email an desarrollo.sostenible.venezuela at gmail dot com schicken.
Danke