Sunday 17 March 2013

Personenkult in Venezuela und die deutschen Medien

Personenkult ohne Ende

Europäer, die links von den Sozialdemokraten stehen, also solche, die Schwierigkeiten mit Pluralismus und offenen Debatte haben, wollen den Personenkult in Venezuela relativieren, indem sie sagen, dass das typisch für ganz Lateinamerika ist. Tatsächlich ist der Personenkult überall in Lateinamerika präsent. Man muss nur an den Peronismo denken oder an Castro in Kuba. Schon Bolívar pflegte schamlos einen Personenkult um sich: er wollte der bessere Napoleon sein, der, der ohne Krone aber als starker Mann alles unter Kontrolle hatte. Seine Nachfolger haben den Kult um Bolívar dann zu Staatsreligion erhoben, die Geschichte gründlich revidiert und sich am Ende als Propheten einer neuen Religion dargestellt.

Strassenkontrolle in Guacara: die Militärs zeigen überall, dass sie nicht mehr unparteiisch sind

Was jetzt in Venezuela aber geschieht, ist beispiellos: die Chávez-Regierung versucht mit allen Mitteln den Chávezkult so schnell wie möglich zu verstärken und auszunutzen. Die Opposition hat leider nie gewagt, wirklich direkt gegen diesen Personenkult zu sprechen, auch nicht, als der Caudillo noch lebte. Jetzt ist es vielleicht zu spät: Chávez ist tot und viele fänden es unhöfflich, wenn man irgendetwas böses über einen Führer sagen würde, der starb als immer noch die Hälfte der Bevölkerung ihn verehrte - weil sie nicht wussten, dass sie nur die Almosen des längsten Erdölbooms der Geschichte bekamen-. Es ist besorgniserregend, wie die Opposition nun plump versucht, dem Personenkult entgegenzuwirken: indem sie Maduro als "ein falscher Chávez" darstellt. Damit scheinen unsere Politiker so zu tun, als wollen sie nun als "die richtigen Erben des Chávez" fungieren. Und das ist völlig unglaubwürdig und einfach unehrlich. Die 54% der Wähler, die Chávez 2012 gewählt haben, werden auf diese Weise weder  Capriles wählen noch zu Hause bleiben. 

Nun sagt Chávez's Nachfolger, Nicolás Maduro, dass man jeden Tag und "in alle Ewigkeit" eine Kanonensalve zur Ehre von Hugo Chávez abfeuern wird. Es ist also nicht genug mit den 21 Kanonensalven bei Ankunft der Leiche am Museum für Geschichte. Es ist nicht genug mit einem Schuss pro Stunde bis zum Staatsbegräbnis, wie der Spiegel berichtete. Es ist bis "in alle Ewigkeit", oder solange der Chavismus Venezuela im Griff hat. Der Minister "der Volksmacht für Information", Vladimir Villegas, erklärte, dass man jetzt jeden Sonntag von 11 bis 14u "das Beste von Aló Presidente", die Chávez-Talkshow, über Venezolana de Televisión ausstrahlen wird. Stellt Euch vor, ZDF oder ARD würden das in Deutschland tun. Unmöglich? Ist es aber "schon verständlich" für uns, Venezolaner?

Und die deutschen Medien

Leider kommen die deutschen Medien nie dazu, Venezolaner zu interviewen. Bis auf kurze Aussagen in einem Dokumentarfilm werdet Ihr Venezolaner nie in den deutschen Medien hören oder lesen. Lieber lassen die deutschen Journalisten Leute wie Heinz Dieterich und Sarah Wagenknecht zu Wort kommen. Ist das nicht ein bisschen paternalistisch? Venezolaner können immer wieder in englischen  Medien ihre Sicht der Dinge erklären. Selbst in Flandern werden Venezolaner interviewt. Es gibt schon einige Venezolaner, die einigermassen Deutsch sprechen. Was ist denn los mit Euch, Deutsche?







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