Am Anfang dieses Jahres starben über 43 Menschen im Laufe der Proteste gegen die Maduroregierung. Die einzigen, die im Gefängnis sitzen, sind
Oppositionspolitiker, die der Regierung zufolge die Schuld für die Ausschreitungen tragen. In Wirklichkeit waren andere dafür verantwortlich - es waren vor allem bis jetzt unbekannte Menschen auf beiden Seite, aber auch vor allem Regierungspolitiker, die die regierungsnahe Paramilitärs aufgefordert haben, Oppositionellen anzugreifen. Zwei der ersten Mörder waren Polizisten und einer von ihnen war der
Leibwächter des Innenministers zu der Zeit. Sie sind auf der Flucht. Viele Protestierenden wurden von den Polizisten brutal verprügelt, einige wurden vergewaltigt. Der Gouverneur des Bundesstaates Carabobo, der ehemalige Putschist und Militär Ameliach, hatte die Paramilitärs angeheizt, die in Valencia gegen Demonstranten schossen und dabei ein Mädchen umbrachten. Er ist immer noch der Gouverneur regiert munter die Region, zusammen mit seinem Bruder. Währenddessen sitzt der Oppositionsbürgermeister im Gefängnis, weil er angeblich die Barrikaden der Oppositionellen nicht schnell genug aufgeräumt hatte. Etwas ähnliches passiert im westlichen Bundesstaat Táchira.
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Über eine
Million Venezolaner leiden unter
Chikungunyafieber und viele finden kein Paracetamol oder ähnliches, um die schweren Gelenkschmerzen zu lindern, die diese Krankheit hervorruft. Viele Arzneimittel sind Mangelware in einem Land, das seit vielen Jahren unter der Mangelwirtschaft lebt.
Venezuela hat die bei weitem höchsten Inflationsrate der Welt: offiziell etwa 68%, auch wenn die Regierung immer weniger Statistiken veröffentlicht und viele dieser Statistiken zweifelhaft sind. Die Regierung druckt Geldscheine wie verrückt und spricht die ganze Zeit über "Wirtschaftskrieg" als Ursache der Inflation. Was schlimmer ist: viele Menschen, die gar keine Ahnung über Wirtschaft haben und von den staatlichen Medien abhängen, glauben fest an der Regierung. Es ist eine Minderheit, aber immerhin eine große Minderheit und in Venezuela haben die Militärs sowieso das Sagen und sie werden weiterhin diese Minderheit unterstützen, zumindest solange die wirtschaftlichen Interesse der Generale damit bedient sind.
Das BIP, dachten viele am Anfang des Jahres, würde um 0.4% schrumpfen. Das war sehr optimistisch. Es ist wahrscheinlicher, dass der Rückgang -4% betragen wird. Ein Rückgang des BIPs in einem unterentwickelten Land mit einem hohen Bevölkerungswachstum wie Venezuela hat viel härtere Folgen als eine Rezession in der EU oder in Nordamerika. Und nein: Venezuela ist definitiv kein Schwellenland mehr.
Die Wirtschaftskrise Venezuela wird sich dramatisch verschärfen, denn der Erdölpreis liegt zur Zeit unter $60 pro Fass und die Maduroregierung, wie davor die Chávezregierung, ist wie nie zuvor von sehr hohen Erdölpreisen abhängig. In der Grafik oben könnt Ihr die Entwicklung des Erdölpreises zusammen mit dem BIP-Wachstums sehen. Die Y-Achsel soll in Verbindung mit der roten Linie die Dollars zeigen, die ein Fass OPEC-Erdöl kostet, während sie in Verbindung mit der blauen Linie die prozentualen Veränderung des Bruttoinlandsprodukts anzeigt. Es ist also eine gemischte Darstellung. Ich fand sie aber besser, um zu erklären, was mit Venezuela im Jahr 2015 passieren kann. Der Erdölpreis für 2015 war nur eine Schätzung von mir. Zur Zeit liegt eher deutlich niedriger.
Russland ist zur Zeit an China angewiesen. So wird es viel stärker mit Venezuela sein. Die Kubaner haben die Zeichen der Zeit erkannt. Auch wenn sie fortan stark in der Politik Venezuelas spielen werden - vor allem durch ihre Agenten -, sehen sie ein, dass Venezuela ausgedient hat.
Von Gewaltenteilung kann in Venezuela absolut keine Rede sein. Der Wahlrat besteht praktisch nur aus Marionetten der Regierung. Nur ein Mitglied, Díaz, ist neutral. Er hat aber kaum Einfluss auf die Beschlüsse dieses Rates. In weniger als 12 Monaten finden die Wahlen der Nationalversammlung. Die Regierung bereit schon jetzt eine neue Welle von Gerrymandering, was der venezolanischen Verfassung zufolge völlig rechtswidrig ist.
Seit Jahren wandern die Hochqualifizierten aus. Der Zustrom wird aber jetzt immer stärker.
So steht es mit meinem Land.
Alles nicht so schön, oder?
Trotzdem werde ich nicht vergessen, Euch allen frohe Weihnachten und das Beste für 2015 zu wünschen!