Ich lese gerade Michael Zeuskes Von Bolívar zu Chávez. Ich werde später gründlich über die Ungenauigkeiten dieses Buches gründlich schreiben. Hier will ich nur mal versuchen, einen Überblick über die Vorgeschichte dieses Buches zu kreieren.
Prof. Dr. Zeuske ist Dozent von Geschichte an der Universität Köln. Ich habe schon einen
Post über ihn geschrieben, um seine Aussage zu relativieren, wonach Chávez kein Caudillo, sondern bloss "ein Linksnationalist" sei.
Zeuskes Vater, Max Zeuske, war auch Historiker...in der Deutschen Demokratischen Republik. Er schrieb u.a. solche Werke wie "Interpretaciones y ensayos marxistas acerca de Simón Bolívar." Max Zeuske war auch auf Kuba tätig und zwar vom Anfang an der "Revolution". In der DDR konnte man über Marxismus fast in den Kochrezepten lesen, aber nicht jeder musste darüber schreiben. Zeuske junior hat auch in der DDR studiert. Welche Stellung er der DDR gegenüber eigentlich hat, weiss ich nicht. Man kann aber schon seine Stellung zur politischen Lage in Venezuela in seinen Texten erfahren.
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Selbst die Marxisten wollten Bolívar für sich benutzen - nicht nur trotz Marx |
Die Regierung Venezuelas hat seit vielen Jahrzehnten ab und zu den Bolivarkult auch im Ausland promoviert. Die Aktionen beschränkten sich aber meistens auf die Übergabe einiger Statuen hier und da.
Seitdem die Militärs mit Chávez zurück an der Macht sind, ist das anders: der Caudillo fühlt mehr denn je, dass er den Personankult um Bolívar fördern muss, um sich als Bolívar 2.0 zu porträtieren...nicht, dass der Bolívar 1.0 wirklichkeitsnah wäre, wie Prof. Rehrmann meisterhaft für deutsche Leser
erklären konnte. Die Chávez-Regierung hat schon im Jahr 1999 einen Lehrstuhl Simón Bolívar an der Universität Bonn "unterstützt". Wie diese Unterstützung aussah, weiss ich nicht. Chávez war selbst dabei, als der Lehrstuhl eröffnet wurde (ich bezweifle, dass er aber Deutschland jemals wieder besuchen wird).
Im Jahr 2007 hat die venezolanische Botschaft in Deutschland
erklärt, dass sie wieder den Lehrstuhl Simón Bolívar unterstützen wollte. Michael Zeuske ist anscheinend dabei.
Ich übersetze:
"Die venezolanische Vertretung in Berlin arbeitet seit Juni, seit dem Besuch des Prof. Zeuske bei der Botschafterin Blancanieve Portocarrero, an diesem interessanten Projekt. Diesmal erwähnt der deutsche Dozent mit der Vertretungsleiterin, dass es in der Vergangenheit schon einen bolivarischen Lehrstuhl an der Universität Köln gab und dass ein grosses Interesse besteht, aufgrund der gegenwärtigen Entwicklungen in der lateinamerikanischen Republik einen solchen Lehrstuhl wieder zu eröffnen.
Man hat sich auch über die Struktur, den Inhalt und die methodologischen Strategien für diesen Lehrstuhl geeignigt und über die Möglichkeit, dies auch an anderen deutschen Universitäten zu tun."
Zeuske hat seit 2006 folgende Bücher veröffentlicht:
Kleine Geschichte Venezuelas
Von Bolívar zu Chávez
und nun
Simón Bolívar, Befreier Südamerikas
Seine Sicht zu Bolívar ist ganz anders als die des Historikers Rehrmanns...und das ist nicht verwunderlich.
Prof. Zeuske ist darüber hinaus Gutachter beim DAAD. Ich frage mich, ob der DAAD vor allem den letzten Kapitel des Von Bolívar zu Chávez oder viele der Aussagen des Professors zu Chávez gelesen hat.
Gerne würde ich wissen, wie dieser Lehrstuhl eigentlich aussieht und wer sagt, was man da sagen darf oder nicht...an einer deutschen Universität.