Wednesday, 21 April 2010

Die Deutsche Welle kündigt an: von Bismarck zu Merkel


Stellt Euch vor, die Deutsche Welle oder vielleicht die ARD würde eine Sendung ausstrahlen, die vorhätte, Bundeskanzlerin Angela Merkel als die verbesserte Version von Bismarck darzustellen. Man kann sicher sein: es würde zu Protesten kommen und wahrscheinlich würden manche die Justiz einschalten, um zu ermitteln, wie der Staat Steuergelder für einen solchen unverschämten Personenkult ausgeben kann. Die Deutsche Welle ist zwar nett zu Merkel, aber nur nett. Die ARD/ZDF sind zwar respektvoll zur Bundeskanzlerin, aber nur das. Oft können Journalisten gnadenlos zu ihr sein, was gut für die Demokratie ist. Stellt Euch nun vor, Deutschland hätte eine Person, die von den Deutschen als eine Mischung von Otto dem Grossen, Bismarck und Claus Schenk Graf von Stauffenberg angesehen würde.

Venezolaner verehren Simón Bolívar zu Unrecht auf diese Art und Weise. Bolívar war sehr klug, so dass er den Personenkult um sich selbst zu fördern wusste, wie der alte Karl Marx ganz genau erkannte. Die venezolanischen Militärs und Caudillos haben dies aber seit Bolívars Tod 1830 ganz unverschämt ausgenutzt. Sie haben sich als "Priester" dieser neuen Religion auserkoren. Historiker Manuel Caballero hat in seinem Buch "Porqué no soy un bolivariano" darüber geschrieben. Aber niemals war dieser Personenkult so ausgeprägt wie jetzt, unter der Chávez-Regierung.

Hier könnt Ihr die Werbung für einen neuen Dokumentarfilm sehen, den die staatliche Venezolana de Televisión angekündigt hat. Dabei wird Chávez als der neue Retter der Nation, der grosse Visionär porträtiert. Alle Venezolaner mit einem Fernseher können sowas sehen. Über 73% von ihnen können nur solche Sendungen schauen.






Dieses Foto - leider von schlechter Qualität - habe ich beim venezolanischen Postamt schon 2007 gemacht. Links steht das Bild von Chávez mit einem Brief, den er im Gefängnis nach seinem gescheiterten Putschversuch geschrieben haben soll. Rechts sieht man Bolívar und einen bekannten Brief von ihm aus dem Exil.






Anmerkung:
"v" wird bei dieser Werbung wie /v/ ausgesprochen, statt wie /β/, was eine häufige aber sehr krasse Hyperkorrektur ist. Weder eine analphabetische Bäuerin wie meine Oma noch ein anerkannter Schriftsteller würden das so aussprechen.



9 comments:

  1. Bin wirklich kein Freund von Lobhudeleien als Blog-Kommentatoren, aber du bringst es hier wirklich ziemlich auf den Punkt, was mir an dem proceso bolivariano robolutionario marixsta jesu christo Siglo XXI WIRKLICH auf die Nerven geht.

    Dieses beständige feierliche Knüpfen von Banden mit den "Helden" der Vergangenheit im tausendjährigen Kampf gegen das in U.S. of A. und los escualidos manifeste Böse. Bücherschreibende Eurokids wie Helge Buttkereit sprechen btw. davon, dass Chávez und seine Apologeten so Geschichte dem "einfachen" Volk anschaulich vorführen. Als eine Art Lehrstück. Da komm ich einfach nicht mehr mit. Imnsho ist das nix anderes als dumpfe Fanatisierung und Verhetzung. Bolivar kann sich zu dem Zirkus ohnehin nicht mehr äussern.

    Diese Seite von Chávez ist sowas wie die dunkle Seite der deutschen Romantik auf Koks.

    Find Enrique Krauze in diesem Kontext interessant. http://www.opendemocracy.net/article/hugo-chavez-and-venezuela-a-leader-s-destiny

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  2. Danke.

    In einem Land, wo die Leute ihre Geschichte gar nicht kennen - und das war immer so, wie Humboldt schon mal erzählte -, fällt es den
    angeblichen "Revolutionären" bzw den neuen Caudillos leicht, die Vergangenheit für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.

    Die Venezolaner gingen ziemlich unkompliziert mit ihren sehr gemischten Wurzeln um. Sie hatten sich aber nicht gründlich mit ihnen auseinandergesetzt und das brauchten sie anscheinend schon.

    Chávez hat schon eine Lücke entdeckt...aber leider nur mit Mist gefüllt. Er erzählt ihnen Geschichten bzw Märchen, die ziemlich wenig mit der Wirklichkeit zu tun haben, die aber mehr sind, als was das Volk kannte.

    Hast Du selbst mit Venezolanern der (Ober)mittelschicht über Geschichte gesprochen? Dann wirst Du manche Überraschungen erleben.

    Ich glaube, alle wollen schon ein bisschen wissen, woher wir kommen. Das bedeutet nicht gleich Patriotismus bzw Chauvinismus.
    Was haben aber die Vorsitzenden von UNT bzw PJ über unsere Identität und unsere Geschichte von Unterentwicklung erzählt? Nichts. Das müssten sie tun.

    Es stellt sich die Frage, was wir diesen pathetischen Mythen und diesen Personenkult entgegensetzen können.

    Ich werde mir die Links heute abend anschauen.

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  3. Kann mich nur anschliessen der Artikel bringt es leider auf den Punkt.

    Ich persönlich kenne durch meinen eigenen Hintergrund diese Art Personenkult aus Tunesien.Dort findet man alle 2m ein Plakat von Ben Ali. Jedoch besteht bei den Menschen dort ein gesundes Basiswissen über die eigene Geschichte mit Kolonialisierung, Unabhängigkeit und der Vorzeit.

    Jedoch ist mir in Venezuela aufgefallen das Personen der Mittelschicht/Unterschicht und darunter Studierende nicht wirklich über ein geschichtliches Grundwissen verfügen.

    Zudem sind die Inhalte der Lehrbücher schon von Chavez Ideologie geprägt.

    Es fehlt nur noch das ich in Venezuela nur über einen Proxy freie Medieninhalte abrufen kann.

    Dann fühle ich mich schon fast wie in Tunesien.

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  4. Hi,

    aber bitte eine sachliche Auseinandersetzung und nicht diese Ausrufung von Helden.

    Und nicht diese Darstellung von historischen Gestalten als Verkörperung der Seele des Volkes.

    Ich seh da schon Parallelen zu gewissen Strömungen in der deutschen Geschichtsinterpretation im Faschismus und seinen Vorläufern. Safranski, Romantik behandelt das ein wenig, wobei das Buch eher die Vielschichtigkeit der Variationen dieser Strömung beschreibt. Mit unserer späten deutschen Nationsbildung existieren möglicherweise ein paar Ähnlichkeiten zu postkolonialen Gesellschaften wie Tunesien oder Venezuela.

    In Chile hab ich ein Geschichtsbuch für Kinder gesehen, das auf mich einen kindgerechten aber differenzierten Eindruck machte. Begann mit 30 Seiten präkolumbianischer Geschichte und die indianischen Kulturen als first nations.

    1996, als die Pin8 Epoche noch recht frisch war, überraschte mich ein ansonsten vernünftiger Mitmensch mit Aussagen wie "Me encanta la historia de la independencia, porque habían tantos actos heroicos". Genaus das nicht.

    Geschichte ist mit einer Menge "abers". Bolivar und San Martin waren ohne Zweifel starke und intelligente Persönlichkeiten. Nur sollte ihre Rolle halt differenziert, kritisch und einem analytischen Abstand betrachtet werden.

    Und insbesondere MUSS der offizielle Diskurs erst einmal diskursfähig sein. Chile gilt ja beispielsweise als Gesellschaft mit im regionalen Vergleich frühen rechtsstaatlichen Wurzeln. Alejandra Matus zeigte mit "El libro negro de la Justicia Chilena", dass diese Wurzeln bis heute oft eine Klassenjustiz hervorgebracht haben. Das nur als Beispiel. Geschichte muss immer hinterfragt werden. Im Chavismo gibts diese hochtönernden Ausrufung von mythischen Gebilden in luftigen Höhen wie Chávez als Fortsetzung von Bolivar. Das ist ungefähr das Gegenteil einer wirklichen Auseinandersetzung mit der Geschichte.

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  5. einige Gedanken von Humboldt, vielleicht gibt es einiges dabei, was dies alles erklären kann:
    "Noch mehr: die amerikanischen Colonien sind fast durchaus in Ländern angelegt, wo die dahingegangenen Geschlechter kaum eine Spur ihres Daseyns
    hinterlassen haben... Nordwärts vom Rio Gila, an den Usern des Missouri, auf
    den Ebenen, die sich im Osten der Anden ausbreiten, gehen die
    Ueberlieferungen nicht über ein Jahrhundert hinauf. In Peru, in Guatimala
    und in Mexico sind allerdings Trümmer von Gebäuden, historische Malereien
    und Bildwerke Zeugen der alten Kultur der Eingeborenen; aber in einer
    ganzen Provinz findet man kaum ein paar Familien, die einen klaren Begriff
    von der Geschichte der Incas und der mexikanischen Fürsten haben. Der Eingeborene hat seine Sprache, seine Tracht und seinen Volkscharakter behalten; aber mit dem Aufhören des Gebrauches der Quippus und der
    symbolischen Malereien, durch die Einführung des Christentums und andere Umstände, die ich anderswo auseinander gesetzt, sind die geschichtlichen und religiösen Ueberlieferungen allmählich untergegangen. Andererseits
    sieht der Ansiedler von europäischer Abkunft verächtlich auf alles herab,
    was sich auf die unterworfenen Völker bezieht. Er sieht sich in die Mitte
    gestellt zwischen die frühere Geschichte des Mutterlandes und die seines
    Geburtslandes, und die eine ist ihm so gleichgültig wie die andere; in
    einem Klima, wo bei dem geringen Unterschied der Jahreszeiten der Ablauf
    der Jahre fast unmerklich wird, überläßt er sich ganz dem Genusses der
    Gegenwart und wirft selten einen Blick in Vergangene Zeiten."

    "Die Geschichte der neuen Kolonien hat nur zwei merkwürdige Ereignisse
    aufzuweisen, ihre Gründung und ihre Trennung vom Mutterlande. Da Erstere
    ist reich an Erinnerungen, die sich wesentlich an die von den Colonisten
    bewohnten Länder knüpfen; aber statt Bilder des friedlichen Fortschrittes
    des Gewerbefleißes und der Entwickelung der Gesetzgebung in den Kolonien
    vorzuführen, erzählt diese Geschichte nur von verübtem Unrecht und von
    Gewaltthaten. Welchen Reiz können jene außerordentlichen Zeiten haben, wo
    die Spanier unter Carls V. Regierung mehr Mut als sittliche Kraft
    entwickelten, und die ritterliche Ehre wie der kriegerische Ruhm durch
    Fanatismus und Golddurst befleckt wurden? Die Colonisten sind von sanfter
    Gemüthsart, sie sind durch ihre Lage den Nationalvorurtheilen enthoben,
    und so wissen sie die Thaten bei der Eroberung nach ihrem wahren Werthe zu
    schätzen. Die Männer, die sich damals ausgezeichnet, sind Europäer, sind
    Krieger des Mutterlandes. In den Augen des Colonisten sind sie Fremde,
    denn drei Jahrhunderte haben hingereicht, die Bande des Blutes aufzulösen.
    Unter den "Konquistadoren" waren sicher rechtschaffene und edle Männer,
    aber sie verschwinden in der Masse und konnten der allgemeinen Verdammnis
    nicht entgehen.

    Ich glaube hiermit die hauptsächlichsten Ursachen angegeben zu haben, aus
    denen in den heutigen Kolonien die Nationalerinnerungen sich verlieren,
    ohne daß andere, auf das nunmehr bewohnte Land sich beziehende, würdig in
    ihre Stelle träten. Dieser Umstand, wir können es nicht genug wiederholen,
    äußert einen bedeutenden Einfluß auf die ganze Lage der Ansiedler. In der
    stürmevollen Zeit einer staatlichen Wiedergeburt sehen sie sich auf sich
    selbst gestellt, und es ergeht ihnen, wie einem Volke, das es verschmähte,
    seine Geschichtsbücher zu befragen und aus den Unfällen vergangner
    Jahrhunderte Lehren der Weisheit zu schöpfen.
    "

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  6. Hallo, Alex. Das ist schon klar, diese Fixierung auf Heldentaten, die oft gar keine waren, diese Pseudogeschichte muss ein Ende haben.

    In meinem Spanischen Blog habe ich vor einiger Zeit einen Post geschrieben, wo ich fragte: was wäre passiert, wäre Bolívar nicht geboren?
    Ein Chavista hat geantwortet und zwar mit Beleidigungen (Verräter war das beste). Ich habe dieselbe Frage in normalen Gesprächen gestellt und zwar mit Nichtchavistas. Selbst sie waren etwas überrascht. Aber dann stimmten sie zu: was wäre passiert? Nichts. Vielleicht hätten wir die Unabhängigkeit früher oder später bekommen, aber wir hätten sie gehabt (mMn früher, Geschichte lässt sich aber nicht verifizieren wie Physik). Und wahrscheinlich hätten wir nicht so einen bescheuerten Personenkult wie jetzt.

    Als ich klein war, dachte ich, dass andere Länder in Südamerika mehr mit Militärs und Diktaturen zu tun hätten. Aber eigentlich lebte ich in Venezuela zu einer besonderen Zeit als fast alle Länder in Südamerika unter Diktaturen lebten und Venezuela - damals - die längste Demokratie hatte (seit 1958). Obwohl ich die Fakten kannte, hatte ich nicht darüber überlegt, dass Demokratie in Venezuela eher die Ausnahme war

    Ich habe diesen Post auf Englisch geschrieben:
    http://venezuela-europa.blogspot.com/2010/01/venezuelas-military-infatuation.html

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  7. Schoukri,

    Und ist das in Tunesien mit Ben Ali wie in der Türkei, wo man gar nichts kritisches über Atatürk sagen kann?
    Ich glaube, dass Tunesien zur Zeit an der PISA-Studie teilnimmt, was eine Ausnahme in den arabischen Ländern bedeutet. Venezuela ist eins der wenigen Ländern in Südamerika, die NICHT daran teilnehmen.

    In Venezuela dauert der Bachillerato ein Jahr weniger als das Gymnasium in Deutschland. Und dennoch hat man in Bachillerato de ciencias zumindest dies:
    1) Weltgeschichte
    2) Kunstgeschichte (am Anfang viel mit der Weltgeschichte verbunden)
    3) Biologie einsc. Evolutionstheorie (ganz oberflächlich, aber dennoch)
    4) zumindest 2 Jahre Geschichte Venezuelas
    5) Psychologie, wo man eher über die Geschichte der Psychologie spricht und deswegen auch so was wieder hört wie Sokrates und Athens etc

    Hugo Chávez hat bachillerato de ciencias gemacht, wie ich. Und dennoch hat er dies gesagt:


    http://www.youtube.com/watch?v=gbNy1_usvJc

    Menschheit 2000-2500 Jahre alt?
    Nicht mal ein Kreationist sagt so was. Es gibt vieles davon.
    Und dann fragt man sich: wo um Gottes willen war er, als die Dozenten über Altägypten oder Migrationen der Indianer gesprochen haben?

    Vor einigen Monaten habe ich folgende Fragen an Venezolaner gestellt: in welchem Jahrhundert UMGEFÄHR soll Jesus geboren sein? (ob man gläubig oder nicht ist, kommt nicht zur Sache)
    Mehrere sagten 6 Jhrt? 2tes?

    In welchem Jahrhundert sind die Spanier so UMGEFÄHR nach Amerika gekommen? 17te Jahrhundert? 10? You name it.

    Aus welcher Sprache stammt die Spanische Sprache primär?
    2 Menschen sagten: Griechisch?

    Ein US-Amerikaner, der in Venezuela die universidades bolivarianas besucht hat, sagte mir, was ihm am meisten aufgefallen ist: die Hausaufgaben müssen mit Blattgrösse X sein, Font Y, Farbe Z...Inhalt ist nicht so wichtig.
    Ich war in normalen Schulen und danach an der UCV, aber ich kann mich erinnern, dass das schon da ein Problem war: wenig Rücksicht auf Inhalt, was absolut falsch ist.
    Und so haben die meisten auch Geschichte erlebt: Hausaufgaben mit dem richtigen Papier und alles auswendig gelernt.

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  8. Was soll ich sagen Kepler? Zu Tunesien:

    Nein man darf nicht das geringste über Ben Ali sagen, wirklich nicht das geringste. Mir fällt es schwer, aber im Interesse meiner Freunde und Verwandten vermeide ich freie Meinungsäußerungen in der Öffentlichkeit.

    Man kann das Land als Polizeistaat bezeichnen, überall Polizisten in Zivil und Uniform die sofort einschreiten und auch mit Gewalt Medien einschränken.

    Was die Bildung betrifft, Platz 54 Pisa Studie 2006.

    Ansonsten kann ich nur sagen das Janssen es auf den Punkt bringt. Aber ich denke das Chavez Ideologie oder Tendenzen auch anleihen aus dem ital. Faschismus Anfang des 20.Jh beinhaltet.

    Hier sieht man wozu im schlimmsten Fall die Bewaffnung von Chavistas führen könnte.
    http://www.eluniversal.com/2010/04/14/en_pol_art_chavez:-if-i-am-kil_14A3737731.shtml

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  9. Schoukri,
    Hier sollst Du sagen, was Du willst :-)

    Ja, ich dachte schon, dass Tunesien ganz am Ende der Liste stand. Venezuela ist leider nicht mal da. Venezuela ist aber sicher immer noch viel besser dran, was Freiheit betrifft. Aber wir hatten ja davor eine Demokratie. Davon bleibt sehr wenig.

    In diesem Fall würde ich sagen, dass Venezuelas Demokratie etwas besser steht als Russlands - aber nur etwas. In Russland hat man Novaja Gazeta und dergleichen, in Venezuela hat man El Nacional und El Universal und andere Zeitungen. Das scheint viel mehr zu sein, bis man merkt, dass all die Zeitungen ziemlich wenige Leser haben.

    In Venezuela haben die Oppositionsführer mehr Freiheiten als Kasparow und andere, auch wenn Chavez die Oppositionsführer die ganze Zeit bedroht und beschimpft.

    Manuel Caballero hat auch ausführlich über Parallelismen des Chavismus zum italienischen Faschismus geschrieben (vor allem in diesem Buch, das ich erwähnt habe).
    Ich weiss nicht, inwieweit die Ideologie daran basiert ist oder eher, ob beide auf etwas früheres bzw primitiveres zurückgreifen.

    Ich habe des öfters bei den "Denkern" des Chavismus folgendes gehört: "wir werden die Fehler Osteuropa nicht machen, weil wir die Macht direkt an das Volk geben werden und zwar durch die consejos". Ich konnte es nicht glauben. Wie viele von ihnen tun als ob und wie viele wissen es einfach nicht? Die Sowiets waren im Prinzip nichts anders als consejos. Sowiet ist Rat auf Russisch und diese Räte waren nichts anders als was man jetzt vorhat: von der Partei kontrollierte Organisationen, die bald nur das gemacht haben, was der Führer von oben befahl.

    Ich befürchte schon einen Bürgerkrieg. Die sogenannten Milicias Bolivarianas sind zwar immer noch vor allem alte Menschen, die keine Gewehre benutzen können. Das wird sich aber ändern. Und man braucht nur einige Tausend Bewaffnete, um viel Zerstörung zu einem Land zu bringen.

    Wir haben ein paar Zeitbomben zu Hause. Was kann man dagegen tun? Schwer zu sagen.

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