Sunday, 19 June 2011

Venezuelas Gefängnisse im 12. Jahr der "Revolution"



El Rodeo I und II sind venezolanische Gefängnisse etwas östlich von Caracas, im Bundesstaat Miranda. Zur Zeit gibt es da etwa 4000 Gefangenen, viel mehr als geplant. Die Sicherheit wird mal von der berüchtigten Polizei, mal von der ebenfalls berüchtigten Guardia Nacional (GN) gewährleistet. Manche Mitglieder der GN liefern Waffen und Drogen an solche Gefangene, die das nötige Geld zur Verfügung haben. Hier könnt Ihr ein Video vom Monat Mai sehen, wo die Insassen in Los Morros, in Los Llanos, mit ihren Waffen protzen.

Am 12 Juni um 16:30, als die Besucher El Rodeo verlassen mussten, begann eine Schiesserei zwischen zwei Bänden. Zuerst gab es Berichte über 19 Tote und 22 Verwundete. Die Gefangenen nahmen mehrere Gebäude unter ihrer Kontrolle.

Am 15 Juni meldete die Chávez-Regierung, dass sie ein neues Ministerium einrichten würde: das Ministerium der Volksmacht für die integrale Verwaltung der Gefängnisse. Es gibt schon ein Ministerium für Justiz. Dieses neue Ministerium soll aber die Lage der Gefängnisse besser behandeln. Chávez liebt die Erfindung neuer Ministerien. So hatte er schon vor einiger Zeit ein Ministerium der Volksmacht für die elektrische Energie erschaffen, um die häufigen Stromprobleme zu bewältigen...ohne Erfolg.
Am selben Tag berichtete Tal Cual, dass es nicht 19, sondern zumindest 30 Tote gab.

Am 17 Juni wurden 5000 GN Mitglieder nach El Rodeo geschickt, um "die Situation unter Kontrolle zu bringen".

Hier könnt Ihr ein altes Video der GN sehen und selbst ein bisschen schätzen, wie diese Organisation die Lage eines vorigen Aufstands behandelt. Bei Minute 2:25 kann man folgendes hören: "Ihr werdet alle sterben, Ihr Ratten".



Die Lage in den Gefängnissen war schon ein grosses Problem, als Alexander von Humboldt Venezuela besuchte.

Da der Rechtsgang hier zu Lande solangsam ist, daß die Verhafteten, von denen die Gefängnissewimmeln, sieben, acht Jahre auf ihr Urtheil warten müssen,so hörten wir wenige Tage nach unserer Abreise von Cumana nicht ohne Befriedigung, der Zambo sey aus dem SchlosseSan Antonio entsprungen

Hier könnt Ihr ein Video von 1994 sehen, wo eine bekannte Journalistin  mit den Gefangenen sprach:






Schon damals waren die Gefängnisse eine Schande. Schon damals waren die Journalisten ein Dorn im Auge der Regierung. Die Politiker sagten aber nicht, dass diese Journalisten CIA-Agenten oder Putschisten waren. Anders verhält es sich mit der Militärregierung des Hugo Chávez Frías.

Die Chávez-Regierung hat dank viel höherer Erdölpreise über 300% mehr Geld zur Verfügung gehabt als die Regierungen in den 13 Jahren vor 1999. Dennoch haben die selbsternannten Revolutionäre seit 1999 nur ein echtes neues Gefängnis für 870 Menschen  gebaut. Jetzt gibt es aber 14000 mehr Gefangenen als 1999.



Ref. Observatorio  Venezolano de Prisiones -> (auf spanisch)

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