Gestern hat Maduro wieder einige Sachen gesagt, die uns Venezolaner schon seit 1999 vertraut sind, die aber die deutschen Journalisten kaum übermitteln, wenn sie über mein Land sprechen.
Es ärgert mich zutiefst, wenn selbst die Sender ZDF und ARD, für die jedes Haushalt etwa 17 Euro Gebühren zahlen muß, die Positionen in Venezuela fast mit dem selben Wortschatz ausdrücken, die Maduro verwendet: sie sprechen ständig über die Opposition als Konservativen und die Regierung als Sozialisten. Das wäre, als ob man die Sprache der Linken benutzen würde, um alle außer ihnen zu beschreiben.
Erstens müssen wir klar stellen: die Opposition, die schon im Jahr 2015 die klare Mehrheit der Stimmen erhielt, besteht aus vielen Parteien. Nur eine bedeutende Partei, Primero de Justicia, ist etwas, was eher den Christdemokraten entspricht. Die meisten der anderen Parteien - und ja, wir haben niederländische Verhältnisse, was Parteizersplitterung anbelangt- sind Sozialdemokraten oder noch etwas links davon. Wenn man darüber hinaus die Stellung der Regierung zur Schuldentillgung oder Militärausgaben versus Geld für Gesundheit oder Bildung analysiert - kein deutscher Journalist scheint dazu Zeit zu haben- wird man Schwierigkeiten haben, die Regierung Maduros irgendwie mit dem Begriffvon Sozial in Verbindung zu bringen.
"Wenn eine Regierung von rechts die politische Macht nehmen würd, würden wir sie mit der bürgerlich-militären Macht wegputschen und wir würden die Revolution radikalisieren".
"Selbst eine Regierung, die durch manipulierte Wahlen wie die von 2015 an die Macht kommen würde, würde in einer Woche (gestürzt werden), denn dieses Volk würde rebellieren, wenn so eine Regierung mit ihrem Wirtschaftsprogramm kommen würde".
Die Opposition hat Ende 2015 trotzt allerlei Schikanen durch Regierung und Militärs eine klare Mehrheit erhalten, auch wenn seitdem die Nationalversammlung de facto fast völlig entmachtet ist.
Es wäre schön, wenn deutsche Journalisten unsere Lage ein bisschen besser erklären würden. Ich bin mir dessen bewusst, daß Venezuela in Deutschland nicht dasselbe Interesse erweckt als Russland oder Syrien, Ägypten oder viele anderen Länder, aber das Land verdient eine bessere Analyse als die, die sie jetzt von deutschen Medien hat.
Zur Zeit wird die Regierung Maduros alles unternehmen, um viele Regionalparteien verschwinden zu lassen und Schlüßelfiguren der Opposition hinter Gitter zu bringen - viele sind schon da-. Davon wird die deutsche Presse wahrscheinlich nichts berichten, sondern schon wieder was von "Konservativen haben in Venezuela x% der Stimmen erzielt und Sozialisten y und es gibt Proteste". Oder irre ich mich nun?
Wenn der öffentlich-rechtliche Deutschlandfunk über die Opposition spricht, dann fast immer mit dem Zusatz:„rechte bzw. konservative Opposition“. Ich habe in den letzten Jahren unzählige E-Mails geschrieben und das bemängelt, aber es ist zwecklos, scheinbar löschen die sofort jede Anmerkung, oder die von unseren Beiträgen bezahlten Redakteure sind zu arrogant, ihre Fehler einzugestehen.
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